Die Künstlerin Barbara. und die Zensur in den sozialen Medien

Am 14. Januar des neuen Jahres öffnete ich Facebook, scrollte durch meine Timeline und verschluckte mich fast an meinem Tee. Die von uns viel zitierte und sehr geschätzte Künstlerin Barabara. meldete sich nach einer kleinen Auszeit im Netz wieder zurück – allerdings mit einem sehr unschönen und einem sehr großen Aber. Was war passiert:

Barbara. erwähnte in ihrem Post, den ihr hier in Vollständigkeit nachlesen könnt, dass in den vergangenen Wochen sowohl bei Facebook als auch Instagram zahlreiche Beiträge von ihr gelöscht worden sind, da sie angeblich gegen die schon so oft besprochenen Gemeinschaftsstandards verstoßen würden. Aber es wurden nicht „nur“ die Beiträge gelöscht (was schon eine große Fragwürdigkeit darstellt), sondern ihr wurde auch noch angedroht, dass ihre Accounts gelöscht werden, sollte sie erneut gegen die Richtlinien verstoßen! Ich folge Barbara. schon seit sehr langer Zeit und erfreue mich immer wieder an der großartigen und humorvollen Art ihrer Kunst. Noch nicht ein einziges Mal habe ich gedacht „puh, das ist jetzt aber schon… Junge, Junge!“ Kein einziges Mal! Ich nahm also Kontakt zur Künstlerin auf und fragte sie, um welche Fotos es sich denn handeln würde, um mir selbst ein Bild von der Geschichte zu machen und entsprechend zu urteilen. Als mir dann die Fotos von ihr zugesendet wurden, fand ich die ganze Geschichte noch abstruser als ohnehin schon! (Anmerkung: die Bilder, die ihr hier in diesem Artikel seht, sind genau die, um die es geht!)

Es wurden völlig harmlose Beiträge, die absolut gegen kein Gesetz oder irgendwelche Standards verstoßen (und das sage ich aus vollkommener Überzeugung!), vom Account der Künstlerin gelöscht. Wie Barbara. schon selbst in ihrer Stellungnahme geschrieben hat, sitzen irgendwo irgendwelche Leute, die im Auftrag von Facebook und Instagram irgendwelche Beiträge löschen, ohne auch nur eine einzige Begründung für den Grund dieser Maßnahme zu nennen. Es wird lediglich auf die Gemeinschaftsrichtlinien verwiesen und das wars. Nun stellt sich natürlich nicht nur Barbara. selbst die Frage, ob die Freiheit für das Posten kreativer Arbeiten auf den sozialen Netzwerken bedroht ist. Logischerweise zieht das die Frage nach sich, wie Satire im Internet funktionieren soll, wenn der Satiriker der Meinung von irgendwelchen Leuten, die irgendwo sitzen, ausgesetzt ist und nicht einmal eine Begründung für deren Beurteilung erhält!?

©Barbara.

Um das ganz klar zu sagen – Hass, Gewaltandrohungen, Mobbing etc. – all diese Sachen haben absolut nirgendwo etwas verloren und gehören selbstverständlich eingedämmt, unterbunden und verurteilt. Aber das, was Barbara. seit Jahren macht hat mit alledem nichts zu tun. Barbara. erschafft Kunst – und Kunst darf und soll sogar provozieren – aber zum Einen immer mit dem nötigen Respekt und zum Anderen soll sie das Nachdenken provozieren und nicht das Gemüt. Ihr kennt die Beiträge von Barbara. und wisst, dass sie dem ganzen Anspruch absolut gerecht wird und eine wunderbare Art hat ihre Follower zu unterhalten und Denkanstöße zu geben. Nicht zuletzt deswegen wurde sie bereits mit dem Grimme Online Award geehrt!

©Barbara.

Beuge ich mich der Zensur und poste nur noch völlig unverfängliche Love-Messages, die keinen möglicherweise verfänglichen Interpretationsspielraum offen lassen und sende damit ein verfälschtes Gesamtbild meiner Arbeit in die Welt, oder lasse ich es ganz und konzentriere mich auf die Straße, wo ich wirklich frei bin?

Aber als wenn das alles nicht schon traurig genug wäre, kommt nun – und das ist keine große Überraschung – hinzu, dass die Künstlerin sich die Frage stellt, ob sie einen Beitrag postet oder lieber nicht, denn es schwimmt natürlich auch immer die Befürchtung mit, dass der Account gelöscht werden kann. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das nicht nur sehr ermüdend ist, sondern auch den Spaß am Agieren in den sozialen Netzwerken nehmen kann. Und sollte sich Barbara. aus diesem Grund aus dem Netz zurückziehen und ihre Kreativität ausschließlich auf der Straße ausleben können, dann bedeutet das für sehr viele von uns, dass wir nicht mehr teilhaben können. Und das macht mich wütend. Sehr wütend, weil ich ihre Botschaften liebe und sie mir immer ein Lächeln in die Mundwinkel zaubern. Darauf will ich nicht verzichten. Nein!

©Barbara.

Ich liebe die Freiheit und kann auf Dauer nur dort agieren, wo ich sie leben kann. Facebook war mal so ein Ort und ich werde genau hinschauen in welche Richtung sich das alles entwickelt.

Die Entschuldigung
Nachdem Barbara. die Zensur öffentlich gemacht hat, wurden laut einer Konzernsprecherin die Beiträge wieder online gestellt und sich entschuldigt. Angeblich wurde die Beiträge versehentlich gelöscht. Die Künstlerin selbst gibt dazu bekannt, dass tatsächlich Kontakt zu ihr aufgenommen wurde. Barbara. steht nach wie vor mit den Verantortlichen in Kontakt und versucht ihre Ansichten deutlich zu machen, damit ein solches Vorgehen nicht wieder passiert. Wir dürfen also gespannt sein, in welche Richtung sich die ganze Sache weiterentwickelt. Ich hoffe wirklich sehr, dass all das nur ein Versehen war und zukünftig genauer hingeschaut und nachgedacht wird, bevor wieder irgendwas willkürlich und ohne Begründung gelöscht wird!

An dieser Stelle einen ganz herzlichen Dank an Barbara., die mir für diesen Artikel die zensierten Bilder zur Verfügung gestellt hat!

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